„Eggerts, wir müssen reden!“ - Heute: Nein sagen und Gründe, es nicht zu tun

Wie oft sagen wir Ja, obwohl wir Nein meinen? Gerade im Schulalltag, wo Kollegialität, Teamgeist und Verlässlichkeit großgeschrieben werden, fällt es Lehrkräften besonders schwer, Grenzen zu setzen. Dabei kann ein gut formuliertes Nein sogar die Beziehung stärken – wenn wir wissen, wie.

Die Ja-Nein-Treppe: Vom reflexhaften Ja zum bewussten Nein

Das „Nein“ ist nicht einfach ein Wort – es ist eine Haltung. Die sogenannte Ja-Nein-Treppe zeigt, wie unterschiedlich ein Nein klingen kann:

NEIN + „Du spinnst wohl!“ – ein Abgrenzungs-Nein mit Angriff, ohne Rücksicht auf die Beziehungsebene.

NEIN – sachlich-klar, aber ohne Zusatzbotschaft.

NEIN mit positiver Beziehungsbotschaft: „Ich schätze dich sehr, aber diesmal geht es wirklich nicht.“ – vermittelt Wertschätzung und Nähe, trotz Ablehnung.

NEIN mit Selbstoffenbarung: „Ich merke, dass ich im Moment total erschöpft bin und keine zusätzliche Aufgabe schaffen würde.“ – teilt die eigene Befindlichkeit, macht das Nein nachvollziehbar.

NEIN mit Gegenangebot: „Ich kann heute nicht helfen, aber ich übernehme morgen den Rest.“

JA unter Bedingung: „Ich mache es diesmal, aber beim nächsten Mal übernimmt jemand anderes.“

JA mit Gegenbitte: „Ich helfe dir jetzt, wenn du mir morgen bei meiner Aufgabe hilfst.“

JA, obwohl ich nur wenig Zeit habe. – das halbherzige Ja, das oft in Überforderung endet.

JA – das uneingeschränkte, freiwillige Ja.

Wer bewusst auf dieser Treppe unterwegs ist, kann seine Zustimmung oder Ablehnung klarer gestalten – ohne schlechtes Gewissen und ohne Beziehungsbruch.

Aber warum fällt uns das Nein so schwer?

Neun psychologische Gründe:

Fehlende Selbstliebe: Du willst anerkannt werden und stellst dich selbst hinten an – aus Angst, nicht mehr gemocht zu werden.

Angst vor Ausschluss: Der Mensch ist ein Gruppentier. Schon in der Steinzeit galt Isolation als existenzielle Bedrohung.

Angst vor Konsequenzen: Ein Nein könnte Ärger bringen – also wahren wir lieber die „gute Stimmung“.

Zwang, ein Teamplayer zu sein: Wer Nein sagt, riskiert, als unkollegial zu gelten.

Bedürfnis, gebraucht zu werden: Wir genießen das Gefühl, wichtig und hilfreich zu sein.

Angst, etwas zu verpassen: Wir sagen Ja zu Aktivitäten, obwohl wir eigentlich Ruhe brauchen.

Perfektionismus: Wir nehmen Aufgaben an, weil wir glauben, sonst bleibt alles liegen – und nur wir machen es „richtig“.

Angst, herzlos oder egoistisch zu wirken: Wir wollen unser positives Image nicht gefährden.

Nein als Schwäche ausgelegt: Wir sagen Ja, um Stärke und Belastbarkeit zu zeigen – und verraten dabei unsere eigenen Grenzen.

Fazit: Ein klares Nein ist ein Ja zu sich selbst.

Im Schulkontext bedeutet Nein sagen nicht, sich zurückzuziehen, sondern Verantwortung für die eigene Energie zu übernehmen. Nur wer Grenzen setzt, kann dauerhaft wirksam, empathisch und gesund bleiben. Vielleicht ist das nächste Nein kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schritt zu mehr Selbstfürsorge und echter Kollegialität.

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„Eggerts, wir müssen reden!“ - Heute: Meine 10 Gedanken zu Change Management in Schule