Wie Schule sich wandelt …

Auf die Lehrerpersönlichkeit kommt es an.“

John Hattie, Bildungsforscher

Seit Jahrzehnten und zunehmend selbstverständlich wird in Deutschland Coaching praktiziert, denn gelegentlich braucht auch ein Professional Wegbegleitung. Es gilt geradezu als Aushängeschild und Standard in vielen Unternehmen und Einrichtungen, die eigenen Fach- und Führungskräfte in den Führungsqualitäten zu entwickeln. Coaching-Angebote zur Personalentwicklung in der Schule (ich beschränke mich auf NRW) sind dagegen eher eine knappe Ressource und an bestimmte Laufbahnstationen gebunden, z.B. Coaching im Rahmen des Referendariats (durch organisationsinterne Fachleiter*innen mit entsprechenden Rolleninterferenzen als Berater und zugleich Bewerter der Referendar*innen) oder für Schulleitungen im engeren Sinne (Coaching-Angebote der Schulaufsichtsbehörde für Schulleiter*innen und Stellvertreter*innen).

Aktuell gibt es solche Angebote jedoch nicht für Mitglieder der sog. erweiterten Schulleitung (Abteilungsleiter*innen, Jahrgangsstufenleiter*innen u.a.) - geschweige denn für Lehrer*innen. Kollegiale Fallberatung an einzelnen Schulen bildet hier eine wohltuende Ausnahme, geht aber etwas anders als Coaching vor.

In den letzten Jahren hat in Deutschland ein deutlicher gesellschaftlicher Wandel eingesetzt: Die Suche nach professioneller Unterstützung wird nicht länger als Anzeichen von Schwäche aufgefasst. Dennoch: Lehrer*innen sind im Klassenraum und am heimischen Schreibtisch oft hochprofessionelle „Einzel-Künstler*innen“. Es liegt folglich nicht nahe, mit anderen offen über berufliche Herausforderungen zu sprechen.

Doch sind gerade Lehrer*innen durch ihre Arbeit hohen psychischen Belastungen ausgesetzt. Da dieser Beruf ein Beziehungsberuf ist, beantwortet sich die Frage fast von selbst, warum Lehrer*innen, denen die Beziehungsgestaltung zu Kolleg*innen, Eltern und Schüler*innen nicht professionell gelingt, erkranken können. Auch Schulleiter*innen (vor Amtsantritt selbst Lehrer*innen) sollen ihre Schule professionell führen und im Team gut orchestrieren. In der Praxis zeigt sich indes oftmals, dass Coaching im Schulbereich oft erst bei Defiziten erwogen wird. Und so wird es mit negativen Konnotaten versehen.

Die Studie einer Arbeitsgruppe um Prof. Joachim Bauer (Universitätsklinikum Freiburg) stellte 2010 fest, dass sich die Gesundheit jener Lehrer*innen objektiv gebessert hatte, die an einem Coaching zur Beziehungsgestaltung teilnahmen.

Informationen zur Studie:

http://www.psychotherapie-prof-bauer.de/coachinggrlehrerfreiburgermodellbaua07.pdf

Und von 2020 liegt die “Studie zur Arbeitsbelastung, Zufriedenheit und Gesundheit von Lehrkräften an Gymnasien” vor:

www.dphv.de/wp-content/uploads/2020/03/Endfassung-Bundescharts_Ergebnisse-der-LaiW-Studie.pdf

Zu Belastungen in der Berufseinstiegsphase von Lehramtsanwärterinnen und Möglichkeiten organisationaler Beratung siehe:

Michael Göhlich, Eckard König und Christine Schwarzer (Hrsg.): Beratung, Macht und organisationales Lernen, Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2007, S. 171ff.