„Eggerts, wir müssen reden!“ - Heute: Welt ist, was wir sehen

Konstruktivismus ist die Vorstellung, dass wir die Welt nicht objektiv erkennen, sondern sie im Kopf „konstruieren“. Unser Wissen entsteht also nicht durch eine 1:1-Abbildung der Realität, sondern durch individuelle Erfahrungen, Deutungen und Lernprozesse. Jeder Mensch versteht die Welt auf seine eigene Weise - beeinflusst durch Sprache, Kultur und persönliche Erlebnisse. Deshalb gibt es nicht die eine Wahrheit, sondern viele mögliche Perspektiven auf Wirklichkeit.

Was bedeutet Konstruktivismus nun im Alltag?

Oder: Stadt ist, was wir sehen.

Ich frage nach dem Weg zur Innenstadt ...

Person 1: „Gehen Sie am Bioladen vorbei, dann kommt links die Yogaschule, danach das Antiquariat „Büchergärtlein“. Da weiter geradeaus, am Unverpacktladen vorbei, bei der kleinen Kunstgalerie rechts, dann kommen Sie am Vegan-Café vorbei – und dann sind Sie schon fast da.“

Person 2: „Da vorne am Baumarkt vorbei, dann kommt links der Reifenhändler. Weiter geradeaus, an der Tankstelle vorbei, dann kommt rechts der Laden für Angelbedarf. Wenn Sie den Dönerstand mit dem grünen Schirm sehen, sind Sie richtig. Noch ein Stück, dann kommt ein großes Parkhaus – dahinter ist dann schon die Innenstadt.“

Zwei Menschen, zwei Brillen auf Realität. Sie beschreiben, was für sie Bedeutung hat, und nicht etwa, weil sie irren, sondern weil sie geprägt sind; durch Interessen, Erfahrungen, Lebenswelt. Konstruktivismus heißt: Wir alle konstruieren Wirklichkeit, oft ohne es zu merken.

Oder - wie ich gerne sage: Wenn Nachwuchs kommt, ist die Welt voller Kinderwagen.

Wenn uns beim Lesen dieses Beitrags konkrete Personen, Geschlechter- oder Milieuzuschreibungen vor dem geistigen Auge auflauern: auch Konstruktion.

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