Organisationale Mehrhändigkeit meint, mit drei unterschiedlichen Management-Perspektiven zu arbeiten – und bewusst zwischen Beibehalten, Verändern und Loslassen zu unterscheiden.
Das System Schule operiert hier in einem Möglichkeitsraum von Stabilität, Anpassung und Vergessen.
Beim Keep-Management gilt das Prinzip: „Repariere nicht, was nicht kaputt ist.“ Hier geht es um die Beibehaltung funktionaler und effizienter Praktiken, Programme oder Maßnahmen. Ein Beispiel ist die Entscheidung, ob eine bislang informelle Praxis formalisiert werden sollte – oder ob es besser ist, sie gerade nicht zu verfestigen. Solches Bleibendes gibt Sicherheit, bindet aber gleichzeitig Energie in der Aufrechterhaltung.
Das Change-Management hingegen richtet den Blick auf die Anpassung ehemals funktionaler Praktiken, Programme oder Maßnahmen an veränderte Bedingungen. Veränderung bringt Bewegung, erfordert aber auch das Loslassen des Bisherigen – eine Balance zwischen Bewahren und Neugestalten.
Schließlich gibt es die De-Implementierung. Hier lautet die Leitlinie: „Wenn die Tür zu ist, hör auf die Klinke zu drücken!“ Es geht darum, Praktiken, Programme oder Maßnahmen zu streichen, die sich als ineffektiv, schädlich oder überholt erwiesen haben. Damit wird auch die Falle der Lösungsstrategie „mehr vom Gleichen“ vermieden – De-Implementierung erfordert bewusstes Vergessen, um Raum für Neues zu schaffen.
Die Stärke organisationaler Mehrhändigkeit liegt darin, nicht einseitig zu handeln, sondern im Zusammenspiel von Stabilität, Anpassung und Entlastung. Erst durch das bewusste Austarieren von Festhalten, Verändern und Loslassen entstehen Entwicklungsspielräume, die Organisationen langfristig widerstandsfähig und handlungsfähig machen.