Führungsbiografie: Autoritäten Ihrer Biographie reflektieren

Im Coaching mit Schulleitungen spielt die Reflexion der eigenen Führungsbiografie eine entscheidende Rolle. In meiner Arbeit als Coach habe ich festgestellt, dass das biografische Lernen eine wertvolle Ressource darstellt, um die Führungsqualitäten von Schulleitungen zu fördern und weiterzuentwickeln. Dabei ist es besonders aufschlussreich, implizites Wissen, das oft stärker das Führungsverhalten beeinflusst als erlerntes Wissen aus Weiterbildungen, gezielt zu beleuchten.

Das Modell der Führungsbiografie bietet einen Rahmen, um verborgene Potenziale sowie vorhandene Stärken und Schwächen aufzudecken. Führung ergibt sich aus einer Vielzahl von Erfahrungen – angefangen in der Familie, über die Schule bis hin zur beruflichen Laufbahn. Diese prägen unser Führungsverständnis oft unbewusst. In der Coaching-Arbeit mit Schulleitungen nutzen wir Symbole und biografische Linien, um diese oft unsichtbaren Aspekte der Führungspersönlichkeit sichtbar und greifbar zu machen.

Ziel des Coachings ist es, Erfahrungen mit bisherigen Autoritäten zu reflektieren und bewusst zu machen, wie diese das eigene Führungsverhalten beeinflusst haben. Dies umfasst sowohl positive als auch negative Führungserfahrungen und deren Einfluss auf das eigene Führungsverhalten. Besonders wichtig ist dabei die Frage, unter welchen Führungsstilen man besonders gerne und motiviert gearbeitet hat und was diese Stile auszeichnete.

Ein weiterer Aspekt des Coachings besteht darin, die eigenen Führungswerte zu definieren und zu schärfen. Es geht darum zu erkunden, welche Werte das Führungshandeln leiten sollen und wofür die Person als Führungskraft stehen möchte. Gleichzeitig ist es wichtig, sich von negativen Erfahrungen bewusst abzugrenzen und zu lernen, wie man es besser machen kann.

Manchmal helfen Fragen nach den von den Eltern oder Großeltern übertragenen „Aufträgen“ und deren mögliche Auswirkungen auf das eigene Leben und die berufliche Laufbahn. Solche Reflexionen fördern nicht nur die persönliche und berufliche Entwicklung, sondern stärken auch die Führungskompetenzen in einem anspruchsvollen Umfeld wie dem der Schulleitung.

Die Methode „Auf Spurensuche in der Führungsbiografie“ bietet also eine tiefgehende und wirkungsvolle Möglichkeit, um Schulleitungen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihre Führungskompetenzen zu erweitern.

Reflektieren Sie gerne einmal selbst Ihre Erfahrungen mit den bisher erlebten Autoritäten Ihrer Biographie:

  • Von welchen Autoritätsmodellen wurden Sie geprägt?

  • Was haben Sie von ihnen gelernt und in Ihr eigenes Repertoire übernommen?

  • Wovon grenzen Sie sich bewusst ab?

  • Mit welchen Autoritäten gab es Erfahrungen („unentdeckte Perlen»), die Sie jetzt nutzen können und die Sie in Ihr eigenes Verhalten integrieren möchten?

Die Reflexion der Autoritäten in der eigenen Biographie ist ein tiefgründiger Prozess, der eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit befördert.

Hier sind einige Schritte und Methoden, die in diesem Prozess hilfreich sein können:

  1. Lebenslinie erstellen: Beginnen Sie damit, eine Lebenslinie zu erstellen, auf dem Sie wichtige Ereignisse, Wendepunkte und die Menschen, die Einfluss auf Ihre Entwicklung als Führungskraft hatten, markieren. Dies hilft, einen visuellen Überblick über die prägenden Phasen Ihres Lebens zu erhalten.

  2. Einflussreiche Personen identifizieren: Identifizieren Sie, welche Personen in Ihrem Leben eine Autoritätsposition innegehabt haben – dies können Eltern, Lehrer, Mentoren, Vorgesetzte oder sogar historische bzw. öffentliche Figuren sein. Notieren Sie, welche Werte und Überzeugungen Sie von diesen Personen übernommen haben.

  3. Reflektieren über Übertragungen und Projektionen: Überlegen Sie, wie Ihre Beziehungen zu diesen Autoritätspersonen Ihre Einstellungen und Verhaltensweisen in Führungsrollen beeinflusst haben. Haben Sie bestimmte Verhaltensweisen übernommen oder abgelehnt? Reflektieren Sie über mögliche Übertragungen oder Projektionen – das heißt, inwiefern Sie unbewusst Erwartungen oder Eigenschaften von Autoritätspersonen auf andere Menschen in Ihrem aktuellen Leben projizieren.

  4. Kritische Lebensereignisse analysieren: Analysieren Sie, wie kritische Lebensereignisse oder Krisen Ihre Sicht auf Führung und Autorität geformt haben. Wie haben diese Ereignisse Ihre Werte, Überzeugungen und Ihren Führungsstil beeinflusst?

  5. Werte und Überzeugungen hinterfragen: Hinterfragen Sie kritisch, welche Werte und Überzeugungen Sie bewusst beibehalten möchten und welche Sie vielleicht aufgrund der Einflüsse von Autoritätspersonen unbewusst übernommen haben. Überlegen Sie, welche Aspekte Ihrer Führungsbiografie Sie möglicherweise ändern möchten.

  6. Professionelle Unterstützung: Ein professioneller Coach kann Ihnen helfen, tiefer in Ihre Führungsbiografie einzutauchen, blinde Flecken zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um konstruktiv mit den Einflüssen von Autoritätspersonen umzugehen.

Durch diese Schritte können Sie ein tieferes Verständnis für die Art und Weise gewinnen, wie die Autoritäten Ihrer Biographie Ihre Entwicklung beeinflusst haben, und Sie können bewusster entscheiden, welche Einflüsse Sie in Ihrem Führungsstil beibehalten oder ändern möchten.

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